[ui!] initiiert DIN SPEC für integrierte multifunktionale Straßenbeleuchtung
Deutschland soll Vorreiter bei der intelligenten Straßenbeleuchtung werden
Start des Standardisierungsvorhabens für die integrierte multifunktionale Straßenbeleuchtung auf der Metropolitan Solutions Messe in Berlin
- Integrierte Straßenbeleuchtung als neue Infrastruktur der intelligenten Stadt
- Erster Standard für digitalisierte Straßenbeleuchtung in Europa
- Industriekonsortium (unter Leitung des Urban Software Institute): Alliander, Continental, Deutsche Telekom, eluminocity, EnBW, Microsoft, NXP, Schréder, Trilux, RheinEnergie
- Grundlage für europa- und weltweite Normungsarbeiten
- Smart City erlebbar gemacht
Berlin, 01.06.2016. Für die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft spielt die digitale Transformation der Kommunen eine wichtige Rolle. Nachhaltige Verkehrsüberwachung, energieeffiziente Beleuchtung und Ladestationen für Elektrofahrzeuge sind nur einige Beispiele zukünftiger Leitmärkte. Städte und Kommunen haben die Chance, die notwendige Modernisierung der Straßenbeleuchtung mit LED-Leuchten zum Aufbau einer digitalen städtischen Infrastruktur zu nutzen. Voraussetzung ist jedoch die Standardisierung der bisherigen simplen Lichtquelle zu einer integrierten multifunktionalen Infrastruktur. Dazu haben das Urban Software Institute ([ui!]) und DIN (Deutsches Institut für Normung e.V.) ein Industriekonsortium gebildet, das die Entwicklung einer DIN SPEC für die Spezifikation von integrierter multifunktionaler Straßenbeleuchtung vorantreiben wird. Das Konsortium nimmt heute auf der Metropolitan Solutions in Berlin seine Arbeit auf und wird nach sechs Monaten die Ergebnisse veröffentlichen.
Alleine in Europa müssen in den nächsten Jahren etwa zehn Millionen Straßenlaternen ausgetauscht oder instand gesetzt werden, denn drei von vier der über 60 Millionen Straßenleuchten sind mehr als 25 Jahre alt. Die Genehmigung für die veralteten Glühbirnen läuft aus – sie verschwenden Energie. Rund drei Milliarden Euro kostet die Kommunen diese veraltete Technik, was zwischen 25 und 50 Prozent ihrer Energiekosten ausmacht. Die Modernisierung mit LED-Technologie eröffnet den Kommunen jetzt die Chance, über das Sparen von Energie und Kosten hinaus, eine innovative digitale städtische Infrastruktur aufzubauen. Aus Straßenbeleuchtung werden multifunktionale Masten: Ausgerüstet mit öffentlichem WLAN, Notruffunktionen, Sensorik zur Messung von Schadstoffen und CO2, Instrumenten der Verkehrsmessung und -steuerung bis hin zur Ladestation für Elektrofahrzeuge beschleunigen sie die Digitalisierung des städtischen Raums. Die anonymisierten Informationen können Bürger und Unternehmen für innovative Anwendungen nutzen. So können zum Beispiel Sicherheit und Komfort auf den Straßen erhöht, Energie intelligent genutzt und Daten zur Einhaltung von kritischen Schadstoffen gesammelt werden. „Der Austausch von Glühbirnen durch LEDs ist zu wenig. Mit digitalisierter Straßenbeleuchtung bauen wir die Smart City“, sagt Prof. Dr. Lutz Heuser, CEO des Urban Software Institute.
Bedarf einer Standardisierung
Bislang ist jedoch nicht festgelegt, was die Straßenlaterne von morgen leisten kann, welche Anforderungen an Qualität, Sicherheit oder Schnittstellenkompatibilität notwendig sind. Es gibt verschiedene einzelne Produkte, aber keine Rahmendaten für die Marktentwicklung. Kommunen, die investieren wollen, fehlt die rechtliche Sicherheit. Das Marktpotenzial kann nur erschlossen werden, wenn die bislang autark agierenden Parteien wie Hersteller, Städteplaner, Kommunen, IT- und Beratungsfirmen sowie Lichttechniker zusammen arbeiten. Dies ist jetzt gelungen: [ui!] und DIN haben ein Konsortium gebildet, das eine „DIN SPEC“, einen ersten Standard für die Beschreibung der intelligenten Straßenbeleuchtung sowie ihrer einzelnen Funktionen, erarbeitet. Ziel ist es, auf Basis eines standardisierten modularen Aufbaus eine Orientierungshilfe für Entscheider, Beschaffer und Planer bei der Gestaltung der digitalen Infrastruktur geben zu können. Einkäufer erhalten darüber hinaus Unterstützung bei der Spezifikation der zu installierenden Beleuchtungen. „Der Marktdurchbruch gelingt nur, wenn wir in Deutschland die intelligente Straßenbeleuchtung definieren und Qualität sichern, ergänzt Joachim Lonien, DIN. Mitglieder des Konsortiums repräsentieren in geradezu einzigartiger Weise das notwendige branchenübergreifende Wissen, das für eine solche Integrationsaufgabe unerlässlich ist.
Konsortialpartner –koordiniert von [ui!]
- Betreiber von Stadtbeleuchtungsinfrastruktur: EnBW (mit Produktlinie SM!GHT); Alliander; RheinEnergie;
- Lichtmanagement und Ladeinfrastruktur: Schréder (mit Produktlinie Shuffle); Trilux; Continental (mit Connected Car); eluminocity (mit Light & Charge System);
- Kommunikation und Plattformen für Internet der Dinge: Deutsche Telekom; NXP (mit Connected Car & Security); Microsoft.
Zukünftige Einnahmequelle für Kommunen
Während die Straßenlaternen heute ein hoher Kostenpunkt im kommunalen Haushalt sind, kann die digitalisierte Straßenbeleuchtung eine Einnahmequelle für die Kommunen werden. Denn der Daten- und Informationsknotenpunkt liefert wertvolle Informationen, die von den Kommunen weiter verwertet oder Unternehmen für neue Geschäftsmodelle zur Verfügung gestellt werden kann. Viele der Daten sind dabei nicht neu, sie liegen heute nur unsortiert und ungenutzt bei den verschiedenen Verkehrs-, Umwelt oder Bauämtern verteilt. Kommunen, die heute ihre Straßenlaternen nur mit energiesparenden Leuchten ausrüsten, verpassen die Chance, die hohen Kosten und das aufwändige Austauschen zu nutzen, um gleichzeitig zusätzliche Technologien einzubauen.
DIN SPEC als Basis für europaweite Norm
Das schnelle Voranschreiten des DIN-Standardisierungsprozesses ist ganz im Sinne der Europäischen Kommission. Sie fordert die intelligente Straßenbeleuchtung als Beitrag zur Erreichung der europäischen Klimaziele 2020. Weitaus wichtiger ist es der Kommission aber noch, die Digitalisierung der kommunalen Infrastruktur im Rahmen von Smart-City-Projekten europaweit voranzutreiben. Direkt nach ihrer Veröffentlichung zum Ende des Jahres soll die neue DIN SPEC deshalb an die Europäische Kommission bzw. die europäischen Normungsorganisationen CEN/CENELEC herangetragen werden. So könnte aus einem nationalen bald ein europaweiter Standard werden, der die Vorreiterrolle der deutschen Wirtschaft beim Thema Smart Cities zusätzlich untermauert.